Stadt Landsberg am Lech

Region Oberbayern

Projektziele
Studien prognostizieren einen dramatischen Fachkräftemangel in der ambulanten Pflege. §3 SGB 11 sieht ausdrücklich vor, dass die häusliche Pflege durch Angehörige und Nachbarinnen getragen wird. Hierfür sinnvolle Rahmenbedingungen zu schaffen, ist unser Ziel mit der QuartierPflege. Ein lokales Netzwerk aus drei bis sechs festen Nachbarinnen pro Fall entlastet die Angehörigen von Menschen mit Unterstützungsbedarf (ältere Menschen oder solche mit physischen oder psychischen Einschränkungen). Die Nachbarinnen werden durch hauptamtliches Personal koordiniert und fachlich begleitet. Bei Bedarf übernehmen professionelle Pflegekräfte anspruchsvolle pflegerische Aufgaben. Nachbarinnen engagieren sich primär ehrenamtlich, in Teilzeit oder in Vollzeit, angestellt oder freiberuflich – entsprechend ihren Präferenzen und den Tätigkeiten, die sie in der QuartierPflege übernehmen möchten. Einmal in der Woche vorlesen oder putzen wird im Ehrenamt erledigt. Dreimal die Woche einkaufen, kochen oder Hilfe bei der Körperpflege eher im Bereich einer Anstellung. Auch Angehörige werden über die QuartierPflege finanziell besser honoriert.
Wir haben die Vision, Rahmenbedingungen für Nachbarinnen umfassend zu verbessern. Durch gezielte Anreize vor Ort möchten wir möglichst viele Nachbarinnen dazu motivieren, sich in der QuartierPflege zu engagieren, um auch in den kommenden Jahren eine flächendeckende häusliche pflegerische Grundversorgung zu garantieren.

Mehr zum Projekt
Die QuartierPflege ist ein ambulanter Pflegedienst aus Nachbarinnen und Angehörigen. In Kleinquartieren mit ca. 1.500 Bewohnerinnen entstehen lokale Netzwerk aus drei bis sechs festen Nachbarinnen pro pflegebedürftiger Person. Sie entlasten die Angehörigen und Menschen mit Pflegebedarf. Die Nachbarinnen werden durch hauptamtliches Personal koordiniert. Sie können sich primär freiberuflich, aber auch in Ehrenamt, Minijob, Teilzeit oder Vollzeit engagieren – von 14 bis 80 Jahren.
Für die Aufgaben werden sie jeweils passend geschult. Die Tätigkeiten kommen aus den Bereichen Alltagsbegleitung, Hauswirtschaft und Grundpflege. Für die Behandlungspflege bleiben die etablierte ambulante Dienste zuständig.
Das alles wird aus dem Mitteln der Pflegeversicherung finanziert, für die Pflegebedürftigen entstehen keine Extrakosten. Das Angebot richtet sich an Menschen mit und ohne Behinderung. Auch Menschen mit Pflegebedarf können je nach Fähigkeiten wiederum andere unterstützen und ehrenamtlich tätig werden.
Pflegebedürftige können dadurch nicht nur wesentlich länger und unabhängiger in ihrem vertrauten Wohnumfeld bleiben, sondern nehmen durch die Einbindung in das Nachbarschaftsnetzwerk weitaus stärker am sozialen Leben teil – gerade im ländlichen Raum kann so den Folgen des demografischen Wandel begegnet werden.
Zur Vereinfachung der für das Modell notwendigen Organisation erweitern wir bereits bestehende Software-Lösungen so, dass Angehörige und Nachbar*innen zukünftig eigenständig ihre Einsätze und Touren untereinander und mit dem Fallmanagement abstimmen können, sodass der Weg zum einzelnen Einsatz möglichst unaufwendig ist.
Nach dem Modell der QuartierPflege möchten wir im Landkreis Landsberg am Lech ein kommunalen Pflegedienst aufbauen. Wir beginnen damit in Erpfting, einem Stadtteil der kreisangehörigen Stadt Landsberg am Lech, der bereits ein breit gestreutes bürgerschaftliches Engagement besitzt, mit dem wir uns vernetzen möchten, um so Synergien für die Menschen zu erreichen.
Um die Bevölkerung in Erpfting für dieses neue Modell aktivieren zu können, ist eine lokale Präsenz unerlässlich, daher planen wir den gemeinschaftlicher Ausbau der Räume in der Alten Schule in Erpfting, um dort das Seniorenmanagement als verlässliche Ansprechperson für die QuartierPflege anzusiedeln. Dort finden Infoveranstaltungen statt, aber auch Beratungsgespräche für einzelne Interessierte – sowohl Pflegebedürftige wie Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten.

Schlusswort
“Wir möchten Engagement in stabilen Strukturen einbinden, um den Einstieg hierfür möglichst leicht zu gestalten. Fundament ist immer das Ehrenamt – durch die Einbindung in einen Pflegedienst, die Möglichkeit, sich punktuell einzubringen und finanzielle Honorierung aus den Mitteln der Pflegekasse mit viel Reichweite.
Wir sind überzeugt, auf diese Art deutlich mehr Menschen zu ehrenamtlicher Mitwirkung in der ambulanten Pflege gewinnen zu können und dabei das soziale Miteinander zu stärken.”