Viele spannende und innovative Ideen haben uns dieses Jahr wieder erreicht. Hier die Nominierten in den Kategorien Alle Achtung! und Gedankenblitz!
Alle Achtung!
Knapp ein Drittel aller Radunfälle sind Stürze ohne Fremdbeteiligung. Nach Unfällen oder auf nicht asphaltierten Straßen sind viele Radler zudem stark verunsichert. Deswegen bietet der ADFC Kreisverband München e.V. seit 2017 Fahrrad-Fahrsicherheitstrainings an, bei denen Radler lernen, wie sie sich sicherer und souveräner im Straßenverkehr verhalten.
Für die Trainingseinheiten wird ein geschulter Fahrsicherheitstrainer, ein asphaltierter Übungsplatz ohne Autoverkehr, Übungsstrecken mit unterschiedlichen Gefällen und Schotterbelag sowie kleine Markierungshütchen benötigt. Neben den Fahreinheiten, beispielsweise die richtige Position auf dem Rad beim Lenken auf rutschigem Untergrund oder bergab, effektives Bremsen, Blickführung sowie sicheres Kurvenfahren, wird auch das mitgebrachte Fahrrad geprüft als auch die Sicherheitsausrüstung des Radlers angepasst. Die Unterrichtseinheiten dauern insgesamt ca. 220 Minuten.
Im ersten Jahr waren die Kurse mit zwölf TeilnehmerInnen ohne Werbung schnell ausgebucht. Viele der angemeldeten Radler waren bereits mit dem Fahrrad gestürzt – durch das Training haben sie wieder Mut zum sicheren Radfahren gefasst. Nun sollen im nächsten Projektschritt weitere Trainer in München ausgebildet, ein Ausbildungsseminar für Fahrsicherheitstrainer auf Ebene des Landesverbandes Bayern bzw. des Bundesverbandes etabliert sowie die Fahrrad-Fahrsicherheitstrainings bundesweit eingeführt werden.
Durch die Fahrsicherheitstrainings für Radfahrer wird die routinierte Beherrschung des Rades fast automatisiert, damit die Aufmerksamkeit verstärkt auf das Verkehrsgeschehen im Straßenverkehr gelenkt wird. Gleichzeitig werden kritische Situationen schneller erkannt und souverän bewältigt. Insbesondere für traumatisierte Radler ist das eine wichtige Maßnahme der Rehabilitation.
Deutliche weiße Markierungen zwischen Radweg und Parkbucht sollen dazu beitragen, Verkehrsunfälle zu vermeiden. Doch viele Verkehrsteilnehmer wissen nicht, dass diese speziellen Sicherheitstrennstreifen (Dooring-Streifen) einen Sinn haben: Aktive Radfahrer sowie aussteigende Autofahrer vor einem Zusammenstoß zu schützen. Deshalb hat das Kreisverwaltungsreferat der Stadt München eine Awareness-Kampagne gestartet, welche die Verkehrsteilnehmer über das Thema „Dooring“ aufklären soll.
Ende Juni/Anfang Juli 2017 wurden zwei Anfragen an das Beschwerdemanagement der Stabsstelle Radverkehr herangetragen. Insbesondere mit dem Hinweis auf einen Radfahr-Unfall, bei dem das Auto auf dem Dooring-Streifen zwischen Parkbucht und Radweg stand. Die kommunale Verkehrsüberwachung (KVÜ) wollte von einer Verwarnung gegenüber den Falschparkern absehen und stattdessen Aufklärungsarbeit zum Thema „Dooring“ leisten. So entstand die Idee einer Flyer-Aktion, um die unwissenden Autofahrer über den Sinn und Zweck des Streifens aufzuklären und zu sensibilisieren.
Der Flyer wurde von der KVÜ an Falschparker verteilt und online auf der Webseite der städtischen Initiative „Radlhauptstadt München“ bereitgestellt. Zunächst wurden 500 Flyer produziert, die im Zeitraum von Oktober 2017 bis März 2018 vollständig verteilt wurden. Am Problempunkt „Am Harras“, wo sich auch der Unfall ereignete, hat die Aktion positive Wirkung gezeigt und sich die Situation nach Aussage der KVÜ verbessert.
E-Bikes erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, vor allem bei Senioren.
Deshalb hat das Landratsamt-Gesundheitsamt der Stadt Würzburg im Frühjahr dieses Jahres das Projekt „Sicherheit rund ums Fahrrad“ ins Leben gerufen, um die Verkehrssicherheit von älteren und auch gehandicapten Verkehrsteilnehmern zu verbessern. Die Schulungen werden in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei durchgeführt.
Entstanden ist die Idee im Rahmen der Seniorenwochen des Landkreises Würzburg, bei denen Veranstaltungen zu bestimmten Themen angeboten werden. 2018 ist das Motto „Mobilität im Alter“. Elektrofahrräder, insbesondere sogenannte Pedelecs, sind bei Senioren aufgrund der motorbetriebenen Tretunterstützung sehr beliebt. Die Gefahr dabei: Pedelec-Fahrer werden von anderen Verkehrsteilnehmern häufig als „normale“ Radfahrer wahrgenommen und deren Geschwindigkeit völlig falsch eingeschätzt, zusätzlich unterschätzen die älteren E-Biker ihre Reaktionsfähigkeit im Straßenverkehr – eine ungünstige Kombination, die leicht zu Unfällen führt. Dabei sind die Folgen bei älteren Menschen meist schwerwiegender als bei jungen Radlern.
Aus diesen Unfall-Präventionsgründen bieten die Verkehrserzieher der Jugendverkehrsschule der Polizeiinspektion Würzburg-Land nun auf Verkehrsübungsplätzen auch Informations- und Beratungsveranstaltungen für Senioren an. Beim praktischen Training lernen die älteren Teilnehmer beispielsweise wie ein Helm richtig aufgesetzt wird und was es bei der Ausstattung zu beachten gilt. Reaktionstests und Motorik-Parcours ermöglichen es, sich selbst zu reflektieren, Gefahren besser einzuschätzen und den richtigen Umgang mit schwierigen Situationen im Straßenverkehr zu erlernen.
Mit der Kampagne „Sicherheit durch Sichtbarkeit“ will die Siemens AG Erlangen seine MitarbeiterInnen und deren Angehörige durch Aktionen und Präventionsmaßnahmen für das Thema Sicherheit für Fahrradfahrer sensibilisieren.
Im Rahmen der Kampagne „Sicherheit durch Sichtbarkeit“ bot die Siemens AG 2017 seinen MitarbeiterInnen in Erlangen einen kostenlosen Sicherheitscheck für private Fahrräder an: Vor Ort wurde an einem Infostand außerdem zu den Themen Unfallstatistik, Sichtbarkeit sowie sicheres Fahrrad aufgeklärt.
Während der „Health & Safety Week“ informierte der Stand Arbeitssicherheit zu fahrradrelevanten Themen, wie die erhöhte Sichtbarkeit im Straßenverkehr durch das Tragen von Warnwesten und Reflektoren oder eine Übersicht der Fahrradunfallschwerpunkte in Erlangen. Auch über die internen Kanäle, beispielsweise Aushänge am Schwarzen Brett, Newsletter, Informationenveranstaltung und E-Mailverteiler, kommunizierte die Arbeitssicherheit anlassbezogen (z.B. Winterzeit, Wetterbedingungen) mit den (radelnden) MitarbeiterInnen.
Als zusätzliche Präventionsmaßnahme zur Reduzierung von Fahrrad-Unfällen wurden Fahrradfahrer gezielt an den betriebsinternen Fahrradständern zum Thema Schutzausrüstung und Equipment angesprochen. Jeder angesprochene Radler erhielt einen „Abholschein“ für eine Warnweste. Mehr als 1000 Warnwesten und Reflektorbänder wurden schon auf diese Weise verteilt. Deshalb soll diese Aktion in Zukunft an anderen Unternehmens-Standorten übernommen werden.
Gedankenblitz!
Auch bei ordnungsgemäßem und aufmerksamem Fahren im Straßenverkehr können Situationen entstehen, die die Sicherheit von Radfahrern gefährden, insbesondere wenn diese mit hohem Tempo an Kreuzungen heranfahren und nicht rechtzeitig von abbiegenden Fahrzeugen wahrgenommen werden. Der Totwinkel-Ampel-Assistent macht Fahrzeugführer auf sich besonders schnell nähernde Radfahrer, die bei dem ersten Schulterblick vor dem Abbiegen noch nicht im Sichtfeld waren, aufmerksam. Um eine Kollision zu vermeiden, warnt eine LED-Lampe oder -Leiste andere Verkehrsteilnehmer durch Aufleuchten vor „rasenden Radlern“. Das Erkennungssystem basiert auf dem Einsatz von Infrarotsensoren und greift auch für besonders schnell laufende Personen. Eine Matrix aus Infrarotsensoren misst dabei die Geschwindigkeit aller sich nähernden Personen. Bei Überschreitung einer festgelegten niedrigen Geschwindigkeit wird das Warnsignal ausgelöst und die Autofahrer vor Personen gewarnt, die durch den toten Winkel verdeckt werden. Da das Warnsystem nur bei Fahrradfahrern über Normalgeschwindigkeit greift, ersetzt es nicht die erforderliche Aufmerksamkeit von Autofahrern, sondern dient als unterstützendes Hilfssystem. Die LED-Signale können an Ampeln sowie auch an Zebrastreifen angebracht werden. Eingereicht wurde die Idee von Alexander Beischl (Maximilian Bandle und Alexander Beischl GbR).
Viele Radfahrer fühlen sich aufgrund von mangelnden Sicherheitsabständen zu Fahrzeugen im Straßenverkehr unsicher. Um andere Verkehrsteilnehmer darauf aufmerksam zu machen und zur Rücksichtnahme aufzufordern, vertreibt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Germering Hinweisschilder, die Fahrradfahrer mit bereits beigefügten Kabelbindern z.B. am hinteren Fahrradkorb befestigen können. Werden Radfahrer zu nah überholt, entsteht oft nicht nur ein Sicherheitsrisiko, sondern auch ein Gefühl der Bedrohung und Unsicherheit. Die Straßenverkehrsordnung definiert allerdings keinen zahlenmäßigen Mindestabstand, der Orientierung für die Verkehrsteilnehmer bieten könnte. Das „Gib Radfahrern 1,5 m!“-Schild beruft sich daher auf den als „ausreichend“ angesehenen Sicherheitsabstand, der sich in der deutschen Rechtsprechung durchgesetzt hat. Dieser wird, wie auf dem Schild dargestellt, ab der Außenkante des Fahrradlenkers gemessen. Auch der Fahrradfahrer selbst sollte ausreichend Abstand zu parkenden Fahrzeugen halten, um eine Gefährdung durch unachtsam geöffnete Autotüren auszuschließen. Durch das Schild können Fahrradfahrer selbst aktiv darauf hinweisen, dass in der Regel nur überholt werden sollte, wenn die gegenüberliegende Fahrbahn frei und somit ein ausreichender Sicherheitsabstand zum Radfahrer gegeben ist.Standorten übernommen werden.