Jugend und Ehrenamt

Am 11. Juni 2015 lädt die Versicherungskammer Stiftung zu ihrem Ehrenamtsymposium nach München ein. Unter der Schirmherrschaft der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Frau Barbara Stamm, heißt das Thema dieses Jahr: „Jugend und Ehrenamt“. Nach Impulsreferaten und moderierten Gesprächsrunden diskutieren Experten aus Politik, Wirtschaft und Wohlfahrtsverbänden zu folgenden Themen:

  • Engagiert sich die heutige Jugend im Ehrenamt?
  • Übernimmt die Jugend von heute hier Verantwortung?
  • Sozialer Wandel, demografische Entwicklung und die damit verknüpfte Herausforderung: Wie gewinnt man Jugendliche für das Ehrenamt?
  • Konzepte der Nachwuchsgewinnung auf dem Prüfstand.

Die Vergabe des Ehrenamtspreises der Versicherungskammer Stiftung 2015 rundet die Agenda des Tages ab. Durch die Veranstaltung führt der bekannte Journalist Tilmann Schöberl.
Das ausführliche Programm zur Veranstaltung finden Sie hier:



Dokumentation


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Barbara Stamm

Barbara Stamm
Präsidentin des Bayerischen Landtags

Ehrenamtliches Engagement ist eine wunderbare Möglichkeit, Verantwortung für andere und für die Gesellschaft zu übernehmen. Dabei spielen weder Einkommen noch Herkunft noch Alter eine Rolle. Jede und jeder kann sich für das Gemeinwohl engagieren. Durch das Ehrenamt wird unser Miteinander lebenswert, weil vertrauensvolle Beziehungen entstehen, weil Netzwerke geknüpft werden, weil Talente eingebracht und neue Ideen umgesetzt werden, weil es Freude bereitet. Eine Bereicherung für alle – und insbesondere für die Gesellschaft!


Ulrico Ackermann

Ulrico Ackermann
Freiwilligen Zentrum Augsburg

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass, jemand der sich in jungen Jahren bereits engagiert, dies auch ein Leben lang tut.
In Augsburg gibt es seit 2003 das Jugendengagementprojekt change in.
Schüler der 8. Klassen aller Schularten im Alter von 13 bis 15 Jahren erhalten das Angebot, sich 40 Stunden über einen Zeitraum von 3 Monaten zu engagieren. Dabei werden sie von erwachsenen Freiwilligen als Mentoren begleitet. Alle Beteiligten sind von diesem Projekt begeistert, sowohl die über 30 Schulen, die über 120 Einsatzstellen aus den verschiedensten Bereichen wie auch die Schüler und die Eltern und die Mentoren.


Matthias Fack

Matthias Fack
Präsident Bayerischer Jugendring

Die Erfahrungen in der bayerischen Jugendarbeit zeigen, dass das ehrenamtliche Engagement junger Menschen nach wie vor vorhanden ist und stellenweise sogar zunimmt. Gerade die Situation von AsylbewerberInnen beweist, dass junge Menschen in den Jugendverbänden eine gelingende Integration der geflohenen Kinder und Jugendlichen als ihre praktische Arbeit sehen.
Jugendliche würden sich gerne mehr engagieren, tun sich durch die zeitliche Verdichtung ihrer Freizeit und die inhaltliche Verdichtung der Lernanforderungen jedoch immer schwerer damit, wie die Studie „Keine Zeit für Jugendarbeit“ feststellt.


Anja Feichter

Anja Feichter
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Reine Leistungsgesellschaft oder ist noch Platz für Gemeinwohl? Im Schulsanitätsdienst der Johanniter finden Jugendliche eine sinnstiftende Aufgabe als Pendant zum Leistungsdruck der Schule, wo Werte wie Mitmenschlichkeit vermittelt werden. Damit Jugendliche sich längerfristig selbstbestimmt sozial engagieren, bieten wir 1.) hochqualifizierte zusätzliche Fortbildungsmaßnahmen, 2.) fördern wir den Teamcharakter durch gemeinsame Freizeitaktivitäten, und 3.) schaffen wir praktische Einsatzmöglichkeiten, damit Gelerntes angewendet werden kann.


Susanne Freund

Susanne Freund
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

Idealismus oder Egoismus – was motiviert die Jugend zum Ehrenamt? In der Tat werden Jugendliche bei der Entscheidung für ein freiwilliges Engagement teilweise von selbstbezogenen, aber in besonderem Maß auch von altruistischen Beweggründen geleitet. Dabei ist ihnen einerseits wichtig, für sich selbst Erfahrungen zu sammeln, andererseits wollen sie im Ehrenamt ihre Werte zum Ausdruck bringen und so die Gesellschaft mitgestalten. Um Jugendliche für ein Ehrenamt zu begeistern, müssen deshalb diese unterschiedlichen Motive angesprochen und Möglichkeiten zu ihrer Erfüllung eröffnet werden.


Philipp Ikrath

Philipp Ikrath
jugendkulturforschung.de e.V. Vorsitzender und wissenschaftlicher Leiter Department Hamburg

Die „Jugend von heute“ gibt es genauso wenig, wie es eine Jugend von gestern gegeben hat oder wie es eine solche von morgen geben wird. Auch wenn eine Generation einen geteilten Erfahrungsschatz hat, bedeutet das noch nicht, dass auch die Art und Weise, wie man mit diesen Erfahrungen umgeht, eine gemeinsame wäre. Dies gilt auch für den Zugang zum Thema Ehrenamt. Wo traditionell eingestellte Milieus althergebrachte Formen des Engagements schätzen, wollen sich die weniger traditionellen in einem anderen Modus einbringen. Diese unterschiedlichen Zugänge bilden den Schwerpunkt des Vortrages.


Thomas Kern

Thomas Kern
Geschäftsführer Bayerischer Landes-Sportverband e. V.

War die Jugend früher anders oder haben sich nur die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geändert? In den 12.000 BLSV-Mitgliedsvereinen geht es ohne ehrenamtlichen Nachwuchs nicht, das wird immer so bleiben. Die heutige Jugend muss allerdings flexibler und mobiler sein und deshalb muss sich auch die Organisation des freiwilligen Engagements anpassen. Zu überdenken sind etwa Laufzeiten für Ehrenämter sowie das Aufteilen der Verantwortung auf mehrere Schultern und die Bildung eines ausgeprägten Team-Gedankens. Dann wird auch die Jugend von morgen Lust aufs Ehrenamt haben!


Patricia Knabe

Patricia Knabe
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.

Freiwillig helfen und auch noch ohne Bezahlung – in einer Gesellschaft, in der Jugendliche nur am Handy hängen und ohne Konsum nichts mehr geht?
Ja, es gibt sie noch, die jungen Leute, die durch ihr Handeln etwas Sinnvolles bewirken wollen, z. B. bei uns im Ehrenamt der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.: Denn das Gefühl Menschen zu helfen, gibt einem weit mehr zurück!
Konkret kann der ehrenamtliche Weg so verlaufen: vom Schulsanitäter über ein Engagement in der Johanniter-Jugend bis hin zum Sanitätsdienst – in einer Gemeinschaft, in der man ständig gefordert wird und an seinen Aufgaben Stück um Stück wächst.


Ingrid Ritt

Ingrid Ritt
Vorsitzende Bundesinitiative Differenziertes Schulwesen

Wieso neue „Ich-Generation“?! Ist die Jugend nicht schon immer so? Sind Erwachsene heute nicht auch so? Unsere Jugend muss sich seit gut 2.420 Jahren den allseits bekannten und gerne zitierten Spruch von Sokrates* (ca. 400 v. Chr.) gefallen lassen. Die jetzigen Jugendlichen wurden in einer Zeit geboren, die natürlich anders ist als vor siebzig oder hundert oder tausend Jahren. Gibt es eine gefühlte offene Schere zwischen dem heute (noch) hohen ehrenamtlichen Engagement der Jugend und der „Ichlinge“? Und trägt der schon seit Längerem aktuelle Schrei von Erwachsenen nach individuellster Förderung für jedes Kind noch mehr zur „Ich-Generation“ bei?!
*„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“


Juliane Säger

Juliane Säger
Arbeiter-Samariter-Jugend, Regionaljugendgruppe Erlangen-Höchstadt

Egal, in welchem Bereich ich mich ehrenamtlich engagiere, bin ich immer wieder davon fasziniert, wie in der Gruppe zusammengearbeitet und zusammengehalten wird, um so gemeinsam etwas bewirken zu können. Dieses Gruppengefühl darf ich jedes Mal erleben, wenn ich zum ASB oder zur ASJ komme. Ehrenamt hat nicht nur etwas mit Arbeit zu tun, sondern macht auch sehr viel Spaß und bringt tolle Erlebnisse mit sich. Genau das durfte ich auch auf den Wettbewerben immer wieder erleben, bei welchen ich neben vielen Erfahrungen auch neue Freunde gefunden und eine tolle Zeit mit meinem Team verbracht habe.


Tabea Schlimbach

Tabea Schlimbach
Wissenschaftliche Referentin Deutsches Jugendinstitut e.V.

Jugendliche, die sich beruflich orientieren, stehen einer unübersichtlichen Vielzahl von Optionen gegenüber. Gleichzeitig haben sie keine Sicherheit mehr darüber, welcher Weg zum Erfolg führt. Trotz der Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt gelingt vielen der berufliche Einstieg erst mit Verzögerungen oder über Umwege. Manche kommen gar nicht ans Ziel. Es ist also nachvollziehbar, dass ehrenamtliches Engagement auch zur beruflichen Orientierung, zum Kompetenzerwerb und als Türöffner in das Arbeitsleben genutzt wird. Wie erfolgreich ist diese Strategie? Wie kann man Lernen im Ehrenamt überhaupt messen und sichtbar machen? Und was passiert dabei mit dem „Eigenwert“ des Ehrenamts?


Tilmann Schöberl

Tilmann Schöberl
Moderator, Bayerischer Rundfunk

Tilmann Schöberl ist einer der „Köpfe“ des Bayerischen Rundfunks. Der Regensburger moderiert im Hörfunk bei Bayern 1, dem größten Radioprogramm des BR. Außerdem führt er jeden Mittwoch um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen durch die Bürger-Sendungen „Jetzt red i“ oder „BürgerForum Live“. Hier trifft die Politik auf Wirklichkeit, hier haben die Bürgerinnen und Bürger das Wort. Überall im Freistaat Bayern wird diskutiert und gestritten – oft auch um die Frage, wie wir das Ehrenamt im Freistaat stärken können. Denn eins ist klar – ohne unsere „Ehrenamtler“ wäre Bayern ein ganzes Stück ärmer.


Mitra Sharifi Neystanak

Mitra Sharifi Neystanak
Vorsitzende der AGABY — Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayern

Bereits heute sind viele junge Menschen mit Migrationshintergrund ehrenamtlich engagiert, ein Gewinn für die Gemeinschaft und für ihre individuelle Entwicklung und Entfaltung. Wird dieses Engagement wahrgenommen und honoriert? Diese bürgerschaftlich engagierten Jugendlichen haben eine Vorbildfunktion. Weitere zu gewinnen und sie in ihrem Engagement zu stärken, bedarf nicht nur flexibler und selbstbestimmter Aktivitäten und Strukturen, die alle jungen Menschen heute bevorzugen, auch die interkulturelle Öffnung traditioneller Strukturen und die Förderung der Migrantenselbstorganisationen können das Ehrenamt bunter machen.